Weltweite Studie über Mitarbeiterengagement und Arbeitsplatzzufriedenheit

Rosenheim, 01.03.2016 – Weltweit sind lediglich 13 Prozent der Mitarbeiter hoch motiviert, in Deutschland 12 Prozent. Diese alarmierende Erkenntnis des „Global Reports“ von Steelcase und Ipsos macht eines der schwerwiegendsten Probleme heutiger Unternehmen sichtbar. Der Report mit dem Titel „Mitarbeiterengagement und Arbeitsplätze in aller Welt“ ist die erste Studie, die die Zusammenhänge zwischen dem Engagement der Mitarbeiter und ihrer Arbeitsumgebung erforscht.

Anhand der mit 12.480 Büromitarbeitern aus 17 Ländern durchgeführten Untersuchung entdeckten die Forscher einen direkten Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Arbeitsplatz und dem Grad ihres Engagements. Mitarbeiter, die mit ihrer Arbeitsumgebung sehr zufrieden sind, zeigen sich sehr engagiert. Umgekehrt erweisen sich mit ihrer Arbeitsumgebung sehr unzufriedene Beschäftigte als am wenigsten engagiert.

„Das Engagement am Arbeitsplatz zu steigern ist eine wichtige, aber schwierige und komplexe Aufgabe. Sehr interessant war für mich die Erkenntnis, dass diejenigen Mitarbeiter, die die Kontrolle darüber haben, wie und wo sie arbeiten, am engagiertesten sind. Dazu zählt insbesondere die Möglichkeit, sich ungestört zurückzuziehen und die Arbeitsumgebung je nach anstehender Aufgabe frei wählen zu können. In Deutschland haben weniger als die Hälfte der Mitarbeiter diese Freiheit“, erläutert Stephan Derr, Vorstand der Steelcase Werndl AG.

Die Studie ermöglicht vielfältige Eindrücke in Büros auf der ganzen Welt. Sie gibt Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Gestaltung von Arbeitsplätzen an die Hand, um die Zufriedenheit und das Engagement von Mitarbeitern zu definieren, bewerten und letztendlich zu verbessern.

Die Kernaussagen des Global Reports von Steelcase

1. Erkenntnis: Mitarbeiterengagement steht im direkten Zusammenhang mit der Zufriedenheit am Arbeitsplatz
Die Studienergebnisse zeigen, dass Mitarbeiter, die mit ihrem Arbeitsplatz insgesamt sehr zufrieden sind, auch ein höheres Engagement aufweisen. Dennoch sind weltweit nur 13 Prozent, in Deutschland 12 Prozent der befragten Studienteilnehmer sehr motiviert und mit ihrem Arbeitsplatz sehr zufrieden. Umgekehrt geben weltweit 11 Prozent und 12 Prozent in Deutschland an, sehr unmotiviert und sehr unzufrieden zu sein. Die Bewertung der Arbeitsplatzumgebung fällt in Deutschland also in etwa wie der globale Durchschnitt aus.

2. Erkenntnis: Engagierte Mitarbeiter verfügen über Arbeitsumgebungen, die selbstbestimmtes Arbeiten begünstigen
Ein charakteristisches Merkmal engagierter Mitarbeiter ist, dass sie in hohem Maße selbst entscheiden können, wo und wie sie arbeiten, und dass bei Bedarf geeignete Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Sowohl seitens des Unternehmens als auch durch das Raumangebot wird diese Freiheit am Arbeitsplatz gefördert, sodass es ihnen leicht fällt, sich zu konzentrieren oder ohne störende Unterbrechungen in Teams zusammenzuarbeiten. Deutsche Studienteilnehmer geben an, über weniger Rückzugsbereiche zu verfügen als der globale Durchschnitt, z.B. können sich nur 44 Prozent für konzentriertes Arbeiten zurückziehen – im Gegensatz zu 53 Prozent weltweit.

3. Erkenntnis: Fest installierte Techniklösungen überwiegen gegenüber mobilen Technologien 2:1
Trotz der weltweit großen Verbreitung mobiler Geräte im privaten Bereich berichtet die überwiegende Mehrheit der Studienteilnehmer, dass ihre Arbeitgeber im Büro doppelt so viele fest installierte wie mobile Geräte einsetzen. In Deutschland sind 80 Prozent der Arbeitsplätze mit Desktop-PCs und 94 Prozent mit Festnetztelefonen ausgestattet. Dies könnte auf die Art der geleisteten Arbeit zurückzuführen sein, aber auch die Herausforderung widerspiegeln, Schritt mit den sich ständig wandelnden Technologien zu halten. Unabhängig davon wird die Mobilität der Mitarbeiter innerhalb und außerhalb des Büros von fest installierten Techniklösungen beeinflusst, was sie daran hindert, das ganze Potenzial vielfältiger Räume auszuschöpfen.

4. Erkenntnis: Traditionelle Arbeitsweisen haben Bestand
Die Medien und die Alltagskultur haben in der Öffentlichkeit das Bild geprägt, dass sich der Arbeitsplatz in den letzten zehn Jahren dramatisch verändert hat, und dass Arbeitsumgebungen offen, informell und teamorientiert sind. Dies trifft zwar bereits auf einige Büros zu. In Wirklichkeit arbeiten die meisten Mitarbeiter weltweit allerdings noch in einem traditionellen Büroumfeld, in dem Hierarchien und Einzelarbeit am Schreibtisch nach wie vor an der Tagesordnung sind. Der größte Kontrast ist in Europa zu sehen: in Großbritannien sind mit 49 Prozent fast die Hälfte aller Büros offen gestaltet, während dies in Deutschland nur bei 19 Prozent der Fall ist. 54 Prozent der Mitarbeiter arbeiten dort in Einzelbüros.

5. Erkenntnis: Der kulturelle Kontext beeinflusst das Engagement
Die engagiertesten Mitarbeiter kommen häufig aus aufstrebenden Schwellenländern, während die am wenigsten engagierten Studienteilnehmer aus etablierten Märkten stammen. In Frankreich zum Beispiel ist der Anteil sehr engagierter und sehr zufriedener Mitarbeiter besonders gering (5%), in Indien dagegen sehr hoch (28%). Deutschland liegt mit 12 Prozent im Durchschnitt. Die Analyse der Studienergebnisse ergab spezifische Muster, aus denen hervorgeht, dass das Herkunftsland der Befragten, die dortige Kultur und die daraus resultierenden Erwartungen Einfluss auf den Engagement- und Zufriedenheitsgrad am Arbeitsplatz nehmen. Zwar gibt es dabei auch Ausnahmen, aber es wird deutlich, dass der kulturelle Kontext die Wahrnehmung und die Verhaltensweisen der Mitarbeiter in Bezug auf ihren Arbeitgeber und ihre Arbeitsumgebung beeinflusst.

„Der Steelcase Global Report bestätigt unsere Überzeugung, dass die Arbeitsumgebung nicht nur die Produktivität, sondern auch die Verhaltensweisen und Ansichten der Menschen beeinflusst“, erklärt Christine Congdon, Direktorin der Forschungskommunikation bei Steelcase, und ergänzt: „Die Studie zeigt, dass der Arbeitsplatz Teil einer ganzheitlichen Strategie zur Steigerung des Mitarbeiterengagements sein muss.“