Mehr Mut zu Open Spaces

Rosenheim, 18.04.2016 – Mitarbeiter bei Daimler dürfen mittlerweile von Zuhause aus oder im Café arbeiten und Lufthansa hat in ihren Großraumbüros flexible Arbeitsplätze eingeführt. Im Zuge dieser Neugestaltung vieler Büroflächen als Open Spaces fürchten Kritiker laute Großraumbüros, in denen nicht ungestört gearbeitet werden kann. Schnell stellt sich die Frage, ob die Auflösung fester Strukturen zugunsten flexibler Arbeitswelten und Open Spaces die Lösung für alle Unternehmen ist und inwiefern sich diese Veränderungen auf die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeiter auswirken.

Sicher ist zumindest, dass Arbeitsplatzzufriedenheit, Engagement und langfristiger Unternehmenserfolg eng miteinander verknüpft sind. Ebenso ist bewiesen, dass Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz aus einer Vielzahl von Möglichkeiten passend zu ihrer derzeitigen Aufgabe frei wählen können, zufriedener und engagierter sind – das belegt die aktuelle Studie „Mitarbeiterengagement und Arbeitsplätze in aller Welt“ von Steelcase, Experte für Arbeitsraumgestaltung, und den Markt- und Meinungsforschern der Ipsos GmbH. Nun gilt es, diese Wahlfreiheit in die Büros zu integrieren – auch in Open Spaces.

Open Spaces versus Einzelbüro

Bislang werden Open Spaces in erster Linie mit lauten Großraumbüros verknüpft. Sie können unter Berücksichtigung bestimmter Raumplanungsaspekte aber durchaus zu mehr Flexibilität und Engagement am Arbeitsplatz beitragen. „Die Arbeitswelt verändert sich und mit ihr auch unsere Büros. Viele scheuen sich vor Open Spaces, da sie automatisch mit Lärm und mangelnder Privatsphäre verknüpft werden. Für mich ist ein Open Space vielmehr ein offen gestaltetes, vielfältiges System unterschiedlicher Arbeitsplätze, das den Mitarbeitern je nach Aufgabe verschiedene Möglichkeiten bietet. Das heißt nicht, dass alle Einzelbüros abgeschafft gehören, sondern dass zukünftig Flexibilität gefragt ist, die allen gerecht wird. Die eine, pauschale Lösung gibt es nicht“, so Stephan Derr, Experte für Arbeitsraumgestaltung und Vorstand der Steelcase Werndl AG.

Oftmals hat es den Anschein, als würde in Deutschland nur noch in Großraumbüros gearbeitet werden – die Studie „Mitarbeiterengagement und Arbeitsplätze in aller Welt“ zeigt jedoch, dass die Realität diesem Bild hinterherhinkt. So arbeiten über die Hälfte der Deutschen nach wie vor in Einzelbüros, nur 19 Prozent in offen gestalteten Büros. Vorreiter ist Großbritannien, wo bereits die Hälfte der Arbeitnehmer auf offenen Flächen arbeitet. Ortsunabhängiges Arbeiten im Homeoffice oder im Café ist in Deutschland wenig verbreitet: Lediglich 31 Prozent der deutschen Beschäftigten arbeiten manchmal außerhalb des Unternehmens, die Mehrheit von 67 Prozent verlässt zum Arbeiten nie das Büro.

Engagierte Mitarbeiter können selbstbestimmt arbeiten

Mehr Flexibilität wäre dem Engagement und der Zufriedenheit deutscher Arbeitnehmer jedoch durchaus zuträglich: So ist ein charakteristisches Merkmal engagierter Mitarbeiter, dass sie in hohem Maße selbst entscheiden können, wo und wie sie arbeiten. Zu dieser Flexibilität zählt insbesondere die Möglichkeit, die Arbeitsumgebung je nach anstehender Aufgabe frei wählen zu können. Das kann der eigene Schreibtisch sein, die abgeschirmte Telefonecke oder der Rückzugsbereich für Privatsphäre und Erholung zwischendurch. Hierzu zählen aber auch Cafés, das Homeoffice oder der mobile Arbeitsplatz in der Kantine. Freiheit und Flexibilität sollten sich laut Studienergebnissen aber nicht nur auf den Arbeitsort beziehen, sondern auch auf die Privatsphäre sowie die Bewegungsfreiheit: So ist es engagierten Mitarbeitern möglich, sich bei Bedarf zurückzuziehen, sich zu bewegen und die Körperhaltung über den Tag hinweg zu verändern, d.h. auch mal zu stehen anstatt nur zu sitzen.

Auch Open Spaces sollten diese Flexibilität sowie verschiedene Arbeitsmöglichkeiten bieten, die den Mitarbeitern die Wahl darüber lassen, wie und wo sie arbeiten, um Engagement und Zufriedenheit zu fördern. Es gilt also, über die klassische Vorstellung von Open Space hinauszudenken und es als offen gestaltetes Ökosystem an Flächen zu gestalten, das verschiedene Arbeitsstile vereint.

Flexibilität für alle?

„In Zukunft müssen Unternehmen Arbeitsplatzstrategien, Raumgestaltung und mobile Techniklösungen in Einklang bringen, um Mitarbeiter mit und ohne fest zugeordnete Arbeitsplätze zu unterstützen und ihnen die größtmögliche Selbstbestimmung in Bezug auf ihre Arbeitsweisen zu ermöglichen – ganz gleich, welche Arbeit sie leisten“, setzt sich Stephan Derr für mehr Flexibilität am Arbeitsplatz ein.

Bei Steelcase selbst werden durchweg positive Erfahrungen mit offen gestalteten, flexiblen Ökosystemen gemacht, das bestätigen auch die Mitarbeiterbefragungen. Statusträchtige Vorzeigebüros für Führungskräfte sucht man vergebens, auch Stephan Derr als Vorstand sucht sich morgens seinen Platz regelmäßig neu aus.