Lernen

Das wahre Potenzial freisetzen

Flexibilität + Teamwork verhelfen Schüler*innen einer einzigartigen Schule in Paraguay zu ungeahnten Höchstleistungen

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Beim Betreten des Colegio Japonés Paraguayo in Asunción, Paraguay, heißt sofort eine Schar Schüler*innen freudig die Gäste willkommen. Eine solch überschwängliche Begrüßung ist nicht an jeder Schule an der Tagesordnung.

„Viele Besucher*innen sind von diesem Empfang begeistert“, berichtet Patricia Toyotoshi, die Leiterin des Colegio Japonés Paraguayo. „Er sagt viel über die Disziplin und den Respekt, den wir unseren Schüler*innen vermitteln.“

Das Colegio Japonés Paraguayo ist vor Ort als die „japanische Schule“ bekannt. Sie wurde von Naoyuki Toyotoshi, der aus Japan nach Paraguay eingewandert war, gegründet und verfolgte anfangs das Ziel, japanischen Einwanderern zu einer guten Schulausbildung zu verhelfen. Im Laufe der Zeit hat sich die Schule allerdings weiterentwickelt und ihr gesellschaftliches Engagement vor Ort verstärkt, sodass sie nun vor allem einheimische paraguayische Familien unterstützt. Es geht nicht nur um die Werte der japanischen Kultur, die Toyotoshis Vater vor vielen Jahren aus Tokio übernommen hat. Die Besucher*innen dieser besonderen Schule sehen, wie Schüler*innen an 3D-Druckern entwerfen und gestalten oder dabei sind, im Mechatronik-Bereich simple, intelligentere Systeme zu konzipieren. Am Ende des Gangs arbeiten Schüler*innen gerade an einem Roboter und ziehen Computer und künstliche Intelligenz hinzu, um Lieferkettensysteme zu optimieren. In einem anderen Unterrichtsraum kann man die Kinder und Jugendlichen dabei beobachten, wie sie kulinarische Köstlichkeiten zubereiten oder neue Modetrends an der Nähmaschine umsetzen. Wieder andere erstellen und bearbeiten im angrenzenden Raum Filmmaterial.

 

Für die rund 330 Kinder und Jugendlichen, die am Colegio Japonés Paraguayo unterrichtet werden, ist die Privatschule, die die erste bis zwölfte Klasse unterrichtet, ein Hoffnungsschimmer in einem Land, das im Bildungsbereich weltweit regelmäßig zu den Schlusslichtern zählt. Die Schule bietet neben der grundlegenden paraguayischen Schulbildung auch verschiedene Sprachkurse und eine große Auswahl an fortschrittlichen Wahlfächern, insbesondere aus dem MINT-Bereich. Diese sollen den Grundstein dafür legen, dass die Schüler*innen produktive und engagierte Bürger*innen werden. Das Verhältnis von Lernenden zu Lehrenden beträgt 5 zu 1. Der Großteil des Unterrichts wird von Lehrkräften abgehalten, die in ihrem jeweiligen Fachgebiet besonders kompetent sind. Die Stiftung der Schule übernimmt für viele Schüler*innen etwa die Hälfte des Schulgeldes und 100 % der Aufwendungen für die Infrastruktur.

„Diesen Kindern würden ohne diese Schule nicht dieselben Chancen offen stehen“, so Toyotoshi. „Hier werden sie so ausgebildet, wie es die Arbeitswelt jetzt braucht – zu Schüler*innen, die mitdenken und durch Zusammenarbeit etwas bewirken können.“

Als Patricia Toyotoshi vor einigen Jahren die Verantwortung für die Schule von ihrem Vater übernahm, startete sie entscheidende Maßnahmen zur Verbesserung und Modernisierung des Lehrplans und der Infrastruktur der Schule. Obwohl die Schule seit ihrer Gründung im Jahr 2000 kontinuierlich gewachsen ist und sich weiterentwickelt hat, kann sich Patricia an eine Zeit erinnern, in der das Innovationspotenzial der Schule noch nicht voll ausgeschöpft wurde. Es fand Frontalunterricht in düsteren und dunklen Unterrichtsräumen statt, in denen die Schüler*innen in einheitlichen Reihen an feststehenden Tischen saßen. Sie ist überzeugt, dass das wahre innovative Potenzial der Schule erst seit dem Bau des neuen „Creative Building“ voll genutzt wird. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung des Campus durch Räume, die eigens für die vielfältigen Disziplinen, die die Schule anbietet, entworfen wurden.

„Es war ein langer Prozess, und ganz am Schluss stand das, was wir erreichen wollten. Dieses Gebäude war die letzte Komponente, um die Fähigkeiten unserer Schüler*innen zur Geltung zu bringen”, sagt Toyotoshi.

Sie schildert begeistert, wie eine Gruppe von Schüler*innen des Colegio Japonés Paraguayo vor kurzem einen nationalen Wettbewerb für Luft- & Raumfahrt und Aerodynamik gewann und den Erfolg auf die neuen flexiblen Räume der Schule zurückführt. „Es ist unglaublich, wie Physik, Mathematik und Kreativität in diese Arbeit eingeflossen sind. Hier gibt es Jugendliche, die wirklich gut in Mathe und Physik sind, aber möglicherweise nicht unbedingt zeichnen oder konstruieren können. In unseren Räumen arbeiten sie dann mit Jugendlichen zusammen, die sich für Kunst und Technik begeistern. Und gemeinsam kommen sie zum Erfolg“, erläutert Toyotoshi. „Dass diese jungen Menschen so miteinander kooperieren können, ist genau das, was wir uns seit langem gewünscht hatten.“

Für Toyotoshi steht das Colegio Japonés Paraguayo für das Vermächtnis der Investitionen in Bildung – für das persönliche Engagement der Familie in einer Gemeinschaft, die dem Vater half, als junger Einwanderer in Paraguay Fuß zu fassen, und ihm später die Unterstützung bot, die er benötigte, um ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden.

„Unsere Aufgabe ist es, diese Schüler*innen zu unterstützen, damit sie die Bürger*innen werden, die wir uns für die Zukunft dieses Landes wünschen – das ist unsere Mission. Wir sind überzeugt davon, dass eine erstklassige Ausbildung überaus wichtig ist, und machen uns deswegen dafür stark. Und genau in diese Richtung investieren wir“, so Toyotoshi. „Beim Lernen geht es darum, was einen als Mensch glücklich macht und ausfüllt. Jede*r besitzt Talente. Jede*r verfügt über Fähigkeiten. Man muss diese nur entdecken – und dann kann man damit etwas erreichen.“

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