Bildungsinvestitionen: Die verflixten 30 Prozent

München, Januar 2017 – Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren den Bildungssektor und die Art, wie unterrichtet wird, rapide verändert. Die Zeiten von Frontalunterricht und Schiefertafel sind größtenteils vorbei, neue Konzepte nehmen deren Platz ein – und die Entwicklung soll sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen.

Die deutsche Bundesregierung hat erst kürzlich Investitionen in Höhe von fünf Milliarden Euro angekündigt, die in die Digitalisierung des Bildungssektors fließen sollen. Dabei soll es nicht nur darum gehen, neue technische Geräte anzuschaffen, sondern vor allem auch darum, Lehrkräfte weiterzubilden und damit sicherzustellen, dass Technologie und Pädagogik zusammen agieren, um so das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Für Sudhakar Lahade, Architekt, Forscher und Designer bei Steelcase Education und ein Vordenker im Bereich Raumdesign für Lern- und Arbeitsräume ist das ein Schritt in die richtige Richtung.

„Solche Investitionen sind extrem wichtig, damit das Bildungssystem mit der Zeit gehen und den Erfolg von Studenten und Schülern erhöhen kann. Doch selbst wenn Universitäten ihre Räumlichkeiten oder Gebäude verändern oder in neue Möbel beziehungsweise Technologien investieren, liegen die Chancen auf Erfolg niemals bei 100 Prozent – in der Regel werden 60 bis 70 Prozent der Investitionen erfolgreich eingesetzt. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass 30 Prozent vergeudet sind – und das schreckt viele ab. Es wäre aber der falsche Schritt, aufgrund dieser 30 Prozent nicht weiter auf die Digitalisierung zu setzen, vor allem, weil man die Erfolgschancen durch richtige Planung erhöhen kann.“

In seiner Rolle hilft Lahade Organisationen dabei, die Technologien zu nutzen, in die sie investiert haben, indem sie sie berät, wie sie ihre Kultur verändern können: „Viel zu oft sehen wir noch traditionelle Silo-Modelle, in denen Pädagogik, Technologie und Raum getrennt voneinander betrachtet werden. Soll heißen: Es wird in einen Architekten investiert, der den Raum nach seinen Vorstellungen designt, dann erst wird Technik angeschafft und schließlich wird alles den Pädagogen vorgesetzt und erwartet, dass sie damit umgehen und es nutzen – was dann meist nicht passiert. Wir brauchen also einen Kulturwechsel, in dem Pädagogik, Technologie und Raum Hand in Hand gehen.“

„Die deutsche Bundesregierung sagt ganz klar, dass ein großer Teil des Budgets in die professionelle Entwicklung des Lehrpersonals gesteckt werden soll. Das ist ein entscheidender Schritt. Lehrer müssen wissen wie sie in neuem – physischen und digitalen – Raum ihr Wissen vermitteln und wie sie ihre Pädagogik anpassen müssen. Es müssen entsprechende neue pädagogische Konzepte gefunden werden“, erklärt Lahade weiter. „Und man darf auch vor neuen räumlichen Konzepten nicht zurückschrecken – wenn der neue, digitalisierte Unterricht im Frontal-Klassenzimmer oder Vorlesungssaal nicht mehr funktioniert, dann muss man sich davon verabschieden und wir Architekten müssen gemeinsam mit Pädagogen und Technikspezialisten neue praktische Möglichkeiten erforschen und erarbeiten. Und nur, wenn vorher in eine Organisationsstruktur investiert wurde, in der das möglich ist, kann dies zum Erfolg führen – und die Verlustrate von 30 Prozent in Zukunft gesenkt werden.“