Neue Lernerfolge
Der Wert des „dritten Lehrers“
Es gibt ein altes italiensches Sprichwort, „A tavola non si invecchia“, das so viel bedeutet wie „Bei Tisch wird man nicht alt“. Sinngemäß ist damit gemeint, dass wir uns zusammenschließen, austauschen, aber auch lebendig und voller Energie fühlen, wenn wir von anderen Menschen umgeben sind.
Ich glaube, dies gilt auch für das Lernen. Direkt nebeneinander zu sitzen, ist ein persönliches Erlebnis. Wir hören besser zu und können uns leichter in andere hineinversetzen. Wenn Schüler oder Studierende an einem Tisch sitzen (oder in einer aktiven Lernumgebung zusammenarbeiten), um sich in ein Thema zu vertiefen, dann sind sie nicht nur fokussierter, sondern auch besser in den Lernprozess eingebunden.
An dieser Stelle beginnen er fahrene Lehrer oder Gestalter von Lernräumen zu schmunzeln. Vielleicht kommt die Frage, auf welchen Daten diese Aussage beruht? Oder welche Beweise es dafür gibt, dass aktive Lernräume die Lernmotivation verbessern? Es ist eine Sache, dies in einem Vorlesungs- oder Seminarraum zu erleben – es ist aber etwas ganz anderes, einen Schulleiter oder eine Universitätsverwaltung davon zu überzeugen, dass dies richtig und jederzeit wiederholbar ist.
Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Räume die Konzentrationsfähigkeit, die Aufmerksamkeit und die Motivation tatsächlich beeinflussen können. Im Zusammenhang mit ihrem Einfluss auf die Lernenden wurden aktive Lernräume sogar als „dritte Lehrer“ bezeichnet. Was bislang jedoch fehlte, war eine wissenschaftliche Ex-Post- Evaluation, mit der sich messen lässt, wie gut sich andere (also aktive) Lernraumgestaltungen auf den Lernerfolg auswirken. Das Warten hat nun ein Ende.
Steelcase Learning hat erst kürzlich gemeinsam mit kanadischen Universitätsforschern ein komplexes Instrument entwickelt und an vier US-amerikanischen Hochschulen eingesetzt. Mit dem „Active Learning Post Occupancy Evaluation Tool“ (AL-POE) kann gemessen werden, inwiefern Lernräume die Lernmotivation der Studierenden beeinflussen – ein weithin anerkannter und verlässlicher Indikator des Lernerfolgs.

Director Education Environments bei Steelcase Learning
Ich habe viele Jahre damit verbracht, Lernumgebungen zu erforschen. Dabei erlebte ich mehr Klassenzimmer von innen als ich zählen kann. Meine Leidenschaft und mein Beruf ist es, den Menschen die Zusammenhänge zwischen Räumen und Verhaltensweisen verständlich zu machen, aber auch, Lernräume zu schaffen, die neue Lehrund Lernarten tatsächlich unterstützen. Sie haben Ideen oder Fragen? Schreiben Sie eine E-Mail an lscottwe@steelcase.com oder twittern Sie an @Lennie_SW.
Unsere Ergebnisse liefern überzeugende Daten:
1. Im Vergleich zu traditionellen, auf Frontalunterricht ausgelegten Vorlesungs- und Seminarräumen konnten Lernumgebungen, die gezielt aktives Lernen unterstützen, die Begeisterung und das Engagement am Lehr- und Lernprozess der Studierenden in vielerlei Hinsicht steigern.
2. Die Mehrheit der Studierenden (im Sinne einer statistischen Signifikanz) bewertete die neuen Lernräume besser als die alten – in Bezug auf die Möglichkeit, sich zu konzentrieren und sich mit anderen auszutauschen sowie hinsichtlich neun weiterer Faktoren.
3. Für die Mehrheit der Studierenden trugen die neuen Lernräume nicht nur dazu bei, deren Engagement zu fördern und die Aussicht auf bessere Noten zu erhöhen, sie erlaubten auch mehr Motivation und Kreativität. Diese Resultate machen deutlich: Raumlösungen, die das aktive Lernen gezielt unterstützen, führen sowohl zu effektiveren Lernumgebungen als auch zu einer erhöhten Begeisterung und mehr Engagement am Lehr- und Lernprozess der Studierenden.
Für Gary Pavlcechko, Studienteilnehmer und ehemaliger Direktor des „Office of Educational Excellence“ an der Ball State University, zeigt die Untersuchung „in Bezug auf die studentische Begeisterung und das Engagement am Lehr- und Lernprozess statistisch signifikante Unterschiede zwischen interaktiven Lernumgebungen und traditionellen Klassenräumen.“
Viele Pädagogen und Planer haben im Rahmen der Studie gesehen, wie sehr es auf die geschaffene Umgebung ankommt. Nun sind wir in der Lage, diesen Einfluss exakt zu bestimmen.