Lernende Lehrende
Eine israelische Fachschule für Lehrer ist begeistert vom aktiven Lernen
Dr. Shimon Amar, Rektor der Ohalo Hochschule für Lehrberufe im israelischen Katzrin, weiß aus erster Hand von der Unzufriedenheit der Arbeitgeber über junge Studienabgänger. Bevor er vor vier Jahren an die Hochschule kam, war er Leiter der Organisationsentwicklung bei Intel, und kam zum Schluss, dass traditionelle Lehransätze nicht zielführend sind.
„Studenten schaffen es nicht, die Arbeit zu leisten, die von ihnen erwartet wird. Traditionelle Lehransätze sind zu künstlich und bieten ein Umfeld, das mit dem Arbeitsumfeld im Beruf überhaupt nichts zu tun hat.“
Mit neuen Unterrichtsräumen für aktives Lernen und neuen Lehransätzen wollen Amar und seine Mitarbeiter eine neue Generation von Lehrern – und damit auch eine neue Generation an Studierenden – fit für das 21. Jahrhundert machen. Diese dynamischen neuen Lernräume ziehen nicht nur Dozenten, sondern auch Studierende an die Ohalo Hochschule, eine von mehr als zwei Dutzend vergleichbaren Einrichtungen in Israel.
„Unterrichtsräume müssen dynamisch, mobil und schnell adaptierbar sein“, sagt Amar. „Sie müssen sofort veränderbar sein und zudem angepasst werden können an das Lernen, und an das, was man sich als Ergebnis dieses Lernens erwartet.“
„Wir bilden hier eine neue Generation von Pädagogen aus, und helfen den Studierenden, mit den Herausforderungen der modernen Welt zurechtzukommen.“
Dr. Aviva DanInstructor, Ohalo College
Dr. Aviva Dan unterrichtete als eine der ersten Dozentinnen in den neuen Lernumgebungen, und auch für sie war der Schritt weg von den traditionellen Lehrkonzepten nicht einfach. Gleichzeitig freut sie sich aber auf die Chance, jungen Lehrern etwas mitgeben zu können. „Wir bilden hier eine neue Generation von Pädagogen aus, und helfen den Studierenden, mit den Herausforderungen der modernen Welt und den Ansprüchen einer dynamischen Gesellschaft zurechtzukommen.“
Ein großer Raum beherbergt üblicherweise eine Klasse mit rund 100 Studierenden und 3 Lehrenden, wobei das Raumlayout nie über längere Zeiträume gleich bleibt. Im Gegenteil: die Möblierung wird regelmäßig neu konfiguriert. Studierende halten sich die meiste Zeit in kleinen Teams oder in Zweiergruppen auf, bearbeiten Projekte und führen Gruppendiskussionen.

Kleinere Unterrichtsräume sind flexibel genug, um sowohl für aktive Lehrkonzepte als auch für traditionelle Vorlesungen geeignet zu sein. Das unterstützt nicht nur vielfältige Ar ten der Unterrichtsgestaltung. Vielmehr sollen Dozenten, die nicht mit aktivem Lernen vertraut sind, dadurch die Möglichkeit erhalten, sich schrittweise an dieses Lehrkonzept anzunähern.
Jede Lernumgebung kann einzeln oder in Kombination mit anderen Zimmern genutzt werden. Die Kurse wandern dabei oft von einem kleinen Raum zum nächsten – je nachdem, ob z.B. das problembasierte Lernen oder die Zusammenarbeit im kleinen Kreis mit media:scape im Mittelpunkt steht.
In den größeren Klassenzimmern finden derartige Wechsel mit fließenden Übergängen innerhalb des Raumes statt. „Wir müssen das Zimmer nicht verlassen, sondern entscheiden selbst darüber, wann und wie wir dieses Zimmer physisch, geistig oder emotional anders nutzen wollen. Solche Freiheiten machen es möglich, dass sich etwas weiterentwickelt. Und ist dies erst einmal der Fall, dann gelangt man auch auf ein höheres Kompetenzniveau“ sagt Amar.
Schon bald nachdem die neuen Räume fertig waren, initiierte die Hochschule eine Konferenz für Dozenten anderer Bildungseinrichtungen der Region. Amar hielt viele während dieser Veranstaltung geäußerten Fragen und Bedenken fest. „Wir bekamen einige kritische Äußerungen über die neuen Räume zu hören: „Sie sind nicht skalierbar. Technik lässt sich nicht integrieren. Hierbei handelt es sich gar nicht um richtige Unterrichtsräume.“
„Doch schon bald bekamen wir viele Anfragen für Besichtigungen. Und zwei oder drei Monate später hörten wir von anderen Enrichtungen, die ähnliche Unterrichtsräume planten. Heute wollen alle von uns lernen – was wir gemacht haben und wie wir es gemacht haben. Das Lehren wird sich dadurch wirklich verändern.“
Neue Lernerfahrungen ermöglichen
Um ihre Vision Realität werden zu lassen, arbeitete die Ohalo Hochschule bei der Konzeption und Ausstattung der Lernumgebungen für aktives Lernen eng mit Steelcase zusammen.



