Klischeevorstellungen auflösen durch Gestaltung
Steelcase Learning und One Workplace haben mitgeholfen, einen erfolgreichen, inspirierenden Makerbereich für junge Mädchen zu schaffen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich von One Workplace veröffentlicht. One Workplace und Steelcase Learning arbeiteten zusammen mit der Gründerin des Designbüros Project H, Emily Pilloton, an einem Makerbereich für Girls Garage. Pilloton hat Girls Garage im Frühjahr 2016 als einzigartiges Lehrprogramm für Werken und Gestalten sowie Arbeitsbereich für 9- bis 13-jährige Mädchen ins Leben gerufen.
Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich vor, dass Sie den Werkunterricht besuchen, um das Schweißen zu lernen. Schweißen ist eine sehr technische, praktische und wissensbasierte Aktivität. Sie müssen dem Lehrer mit größter Aufmerksamkeit folgen, weil während des Schweißens die jeweils angewandten Methoden erläutert werden. Nachdem Sie beigebracht bekommen haben, wie man perfekte Strichraupen schweißt und welche Sicherheitsbestimmungen zu beachten sind, bekommen Sie das Schweißgerät in die Hand. Nun sind Sie an der Reihe und der Lehrer bittet Sie, es selbst zu versuchen.
Öffnen Sie Ihre Augen. Wer war Ihr Lehrer? War der Mensch, den Sie sich vorgestellt haben, eine Frau? Vielleicht ein neun Jahre altes Mädchen? Die Antwort lautet höchstwahrscheinlich: nein. Und genau aus diesem Grund hat unsere gute Freundin Emily Pilloton Girls Garage gegründet. Ihr Ziel ist es, geschlechtsspezifische Gräben zu überbrücken und mit der gängigen Klischeevorstellung aufzuräumen, dass Mädchen nichts „machen“ oder „bauen“.

Emily, die 2008 das Designbüro Project H eröffnete, initiierte Girls Garage im Frühjahr 2016 als Folgeprojekt des ebenfalls von ihr ins Leben gerufenen Camp H – eine Initiative für Mädchen zum gemeinschaftlichen Werken und Gestalten, die so erfolgreich verlief, dass schon bald nicht nur mehr Platz, sondern auch ein Upgrade nötig war.
Der neue Standort für Girls Garage liegt in einem alten Backsteinhaus im Zentrum der von glanzvollen Gebäuden und lebendiger Geschichte geprägten Universitätsstadt Berkeley in Kalifornien. Bei unserem ersten Besuch war sofort klar, weshalb Emily und ihr Team gerade diesen Ort für ihre Mädchen auswählten: das Umfeld, die historische Architektur, das Licht und die Grundrisse waren für ihre Bedürfnisse einfach ideal. Nach einer kurzen Zeit der Träumereien und gestalterischer Visionen machten sie sich schließlich an die Arbeit.

One Workplace und Steelcase Learning haben sich gleich zu Beginn der Planungen mit Emily getroffen – mit dem Ziel, all ihre Wünsche und Bedürfnisse für diesen Ort zu verstehen. Um das für sie und ihre Mädchen wirklich absolut beste Ergebnis erzielen zu können, mussten wir sehr genau über das „Warum“ Bescheid wissen. Wir wollten verstehen, warum sie gerade diesen Standort haben wollte, welche Erwartungen sie an die Räume hatte und wie wir sie auf ihrem Weg am besten unterstützen konnten. Wir bekamen eine Antwort – und was für eine!
“[Wir wollten] ein Statement setzen und zeigen, was die jungen Mädchen aus unserer Sicht verdienen – in Bezug auf die von ihnen in Besitz genommenen Räume und auf die Dinge, die sie ihnen ermöglichen.”
Emily Pilloton

Dem „Warum“ kamen wir mit „FABI Grid“ auf die Spur – eine Methode, die wir in einem unserer Lieblingsbücher, The Doodle Revolution, entdeckt haben. Hierbei bitten wir unsere Kunden, ihren perfekten Raum mithilfe von Funktionsbeschreibungen, Adjektiven, Benefits und Ideen zu erläutern. Diese einfache Übung erlaubt es uns, Räume und ihren Zweck auf eine wesentlich konkretere Art zu verstehen. In den Diskussionen ging es unter anderem um folgende Themen:
Funktionsbeschreibungen der Räume:
- Mehrzweckbereich im oberen Geschoss zum Lernen, Lehren und Arbeiten
- Mehrzweckbereich im unteren Geschoss zum Lernen und für Workshops, Sommerprogramme, Rückzugsbereiche und Aktivitäten mit größeren Gruppen
- gut strukturiert und durchdacht
- intuitiv nutzbare Räume für Schüler und Lehrer
- Sicherheit ist ein Muss
- sämtliche Werkzeuge müssen gut sichtbar und leicht zugänglich sein
Adjektive, die die Räume beschreiben:
- sicher (ein sicherer Raum für Frauen und Mädchen, um gemeinsam werken zu können)
- angstfrei (angstfrei zu sein – darin bestärken wir unsere Mädchen)
- groß (hier entstehen große Dinge, aber auch große Ideen)
Vorteile, von denen die Mädchen und Lehrer, aber auch alle anderen Nutzer profitieren können:
- Fähigkeiten – die Mädchen lernen Kompetenzen in Aktivitäten wie z.B. Schweißen, Löten und Bauen
- Mentoring – mit Frauen, die in den jeweiligen Arbeitsfeldern professionell tätig sind
- Community – Teil einer größeren Community sein, Gemeinschaften ausbilden
Ideen zu den Räumen:
- bewegliche und an die jeweiligen Lerninhalte adaptierbare Möblierung in den Unterrichtsräumen
- Stauräume für Verwaltungsunterlagen sowie Schaukästen für Utensilien der Girls Garage im Empfangsbereich

Kaum lagen die Workshopergebnisse vor, machten sich Steelcase Learning und One Workplace daran, diese zu analysieren und zu verarbeiten. Nach einigen Iterationsschritten und Optimierungen präsentierten wir ein gemeinsam erarbeitetes Raumgestaltungskonzept, das die Aktivitäten in den Schülerbereichen und die Lehrer ebenso fördern sollte wie Emily und ihr Team.
Mit der gemeinsamen Unterstützung von Steelcase Learning und One Workplace gelang es dem Team, Girls Garage mit genau der Möblierung und Raumaufteilung zu versehen, die für eine inspirierende und erfolgreiche Lernumgebung unerlässlich waren.
Girls Garage basiert auf der Idee, „Mädchen dazu anzuregen, sich mehr zuzutrauen und ihr Denken über die eigenen Fähigkeiten zu verändern. Es ist ein Ort, der motivierend wirken soll – durch Dinge, die sich schwierig anhören und scheinbar schwer umzusetzen sind, aber auch durch die Einstellung: ‚Ich kann alles, nichts ist mir zu komplex, und gerade weil mir etwas Angst macht, will ich es tun‘.“

Wir sind überzeugt davon, dass Räume und Möblierungen dies alles unterstützen können, wenn durchdachte Innenraumkonzepte, eine anspruchsvolle Gestaltung und eine sorgfältige Ausführung die Grundlage bilden. Wir denken, dass Workshops, Übungen und das Fragenstellen der beste Weg sind, das eigene „Warum“ zu finden – dies ist der erste Schritt in einem Prozess, der all unsere späteren Entscheidungen prägt. Wir glauben an das, was Girls Garage ausmacht, und an das, was Emily mit so viel Kraft und Engagement auf den Weg gebracht hat. Und wir hoffen, dass die Mädchen diesen Ort so sehr genießen werden wie wir die Planung genossen haben!
Mehr Informationen über Emily Pilloton, Girls Garage und Project H finden Sie unter: girlsgarage.org.